SHANNON BOOL & MATT MORRIS
In Shannon Bools (*1972, CAN) Arbeiten wird der Körper zum zentralen Themenfeld. Ihr Interesse gründet auf dem Konzept des „Lived Body“, einem von dem Phänomenologen Merleau-Ponty geprägten Begriffs, der behauptet, dass äußere Realität und subjektive Identität das wechselseitige Ergebnis von körperlichem Erleben und Handeln im Raum sind. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Adaption der Geschichte und der Produktionstechniken unterschiedlichster Kulturkreise, die von den körperlichen Prozessen der Skulptur und Malerei bis hin zur Generierung synthetischer digitaler Bildwelten reichen. In ihren Teppicharbeiten zelebriert sie ironisch Ideale männlicher Sichtweisen auf den weiblichen Körper, übertreibt diese Fantasien und entlarvt sie in einer Geste der Wiederholung.
Bool hat den in Chicago lebenden Künstler, Parfümeur und Autor Matt Morris (*1985, USA) eingeladen, um mit ihm gemeinsam eine Erdbeere zu gestalten. Morris hat neben seiner künstlerischen Praxis zahlreiche Texte unter anderem zu Arbeiten von Routledge und De Gruyter verfasst. Neben seinem Interesse an Gender und Sexuality Studies und seiner kuratorischen Arbeit zu Genderthematiken beschäftigt ihn die Feenkunde und die Herstellung ganz außergewöhnlicher Duftarrangements.
Für Musée de la Fraise schauen Bool und Morris mit ihrer Arbeit L'autre Commande Féminine de Bonbons Incendiés de Rubis auf kunstgeschichtliche und philosophische Setzungen in Bezug auf Sinnlichkeit und weibliche Sexualität, um diese zu dekonstruieren und neu zusammen zu weben. Morris entwickelt vier spezielle Düfte, die sich jeweils auf vier reife Frauenfiguren mit unterschiedlichen Identitäten beziehen, während Bool eine ihrer Skulpturen aus der Serie "Gaslight" aufstellt: eine Straßenlaterne aus mundgeblasenem, scheinbar rahmensprengendem Glas, die historischen Gaslaternen nachempfunden ist, als Kommentar zur gesellschaftlichen Wahrnehmung der Realität im Außenbereich der Erdbeere.